Franz Serafin Exner studierte von 1818 bis 1821 Philosophie und ab 1822 auch Rechtswissenschaft in Wien und Padua. Nach seiner Promotion 1827 in Wien war er bis 1831 Lehrassistent für Erziehungskunde und Philosophie. Leopold Rembold (1785-1844) hatte sein Interesse für die Philosophie geweckt, sein Einfluß wurde für Exner‘s Lebensrichtung bestimmend. Es war schmerzlich für Exner, 1830-1831 Stellvertreter seines Lehrers zu werden, der 1824 wegen „irriger Grundsätze, Dunkelheit und Zweckwidrigkeit seiner Lehrvorträge“, suspendiert worden war. Ab 1832 Prof. für Philosophie in Prag, wurde Exner dort nach kaum acht Jahren der beliebteste aller Professoren. Niemand konnte sich seiner Worte entziehen, berichtet sein Enkel, der Nobelpreisträger Karl von Frisch, der mehrere Äußerungen sammelte, wie: „Die Besseren unter uns verließen in einer Ergriffenheit und Erregung den Saal, die noch lange in den Gemütern nachklang und von dauerndem Einfluss auf Charakter und Geistesbildung blieb“. Exner lehrte 17 Jahre in Prag – bis zu seiner Berufung als Ministerialrat im Unterrichtsministerium in Wien 1848. 1840 hatte Exner Charlotte Dusensy (1816–1859) geheiratet, die, als Tochter eines vermögenden Prager Kaufmannes, ein geselliges Haus führen konnte. Der Salon Exner vereinte „gleich einer Akademie die gelehrtesten und scharfsinnigsten Köpfe Prags“. Die Lektüre galt der Poesie und Philosophie, vor allem den Werken des Philosophen, Pädagogen und Psychologen Herbart (1776-1884). Exner wurde vor allem durch seine Hegel-Kritik wissenschaftlich weithin bekannt.
1848 kehrte er als Ministerialrat in das Unterrichts-Ministerium (Referat für Unterrichtsreform) nach Wien zurück, wo er in der Zeit von 1849 bis 1851 unter Minister Leo-Graf von Thun-Hohenstein, der in Prag sein Schüler war, maßgeblich an der Umorganisation des Universitätsbetriebes beteiligt war, die sich mit der Lehr- und Lernfreiheit und der Verbindung von Forschung und Lehre befasste. Mehrfach lehnte er das Angebot eines Ministerpostens ab. Schon schwer erkrankt ging er 1852 als Ministerialkommissär für das lombardisch-venetianische Schulwesen nach Oberitalien, um in jenen Provinzen, die damals noch einen Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie bildeten, die Studienreform zu betreiben. Infolge einer rasch fortschreitenden Lungenkrankheit ereilte ihn 1853 in Padua ein früher Tod.
Franz Exner und Christian Doppler
Von größter Bedeutung für Leben und Werk Dopplers wurden seine enge Freundschaft mit Franz Exner, in dessen gastfreundlichem Haus am Roßmarkt 1282 er sich sogleich wohl fühlte und wichtige Bekanntschaften machte (Pater Schneider, Franz Palacky und Leo Graf Thun-Hohenstein). Bereits im Winter 1836 ist sein Kontakt mit Exner nachweisbar. Am 6.2.1837 schreibt dieser an Bolzano: „Ich habe mich endlich doch zur höheren Mathematik entschliessen müssen, unser wackerer Doppler ist mir dabei behülflich. Auch Anatomie und Fysiologie hab‘ ich mit ihm, aus Büchern vor der Hand vorzunehmen angefangen.“ Exner wird an vielen Vorträgen Dopplers in Prag zugegen sein.
Als Doppler 1849 wieder nach Wien zurückkehrt, wo er als Assistent seine Karriere begonnen hatte, beginnen unter dem neuen Minister für Cultus und Unterricht, Graf Leo Thun-Hohenstein, grundlegende Reformen auf dem Gebiet des Unterrichtswesens –, der Entwurf dazu stammte von Exner und dem Berliner Philologen Hermann Bonitz. Diese Reform bringt Doppler endlich, was seine Freunde erhofft haben. Am 17. Jänner 1850 genehmigt der neunzehn Jahre alte Kaiser Franz Josef I. – das Referat von Graf Thun hatte vermutlich Exner ausgearbeitet – die Errichtung des Physikalischen Institutes an der Universität Wien und ernennt Christian Doppler zum ersten Direktor.
Im Oktober 1851, als Doppler seinen Umzug in das neue Institut durchführte, zwang man Exner einen Urlaub zu nehmen. Graf Thun hatte ihn mehrmals brieflich ermahnt, er möge sich doch schonen. Exner wählte Venedig, da er hoffte, dort zu gesunden und nutzte den Aufenthalt für einen Bericht über den Zustand der lombardisch venezianischen Gymnasien. Dieser bildete die Basis zur Reorganisation des italienischen Studiensystems, die der Kaiser noch im Oktober 1852 sanktionierte. Exner eilte noch im selben Monat nach Wien und versuchte auf die Stimmung in der Akademie zugunsten Doppler Einfluss zu nehmen. Doch er musste, nach einer Erkrankung, neuerdings um einen sechsmonatigen Urlaub bitten. Er reiste zusammen mit Doppler nach Venedig, blieb aber nicht lange, sondern fuhr weiter nach Pavia, da er, wie Doppler fühlte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb und dass er deshalb um so intensiver werde arbeiten müsse. Er starb am 21. Juni 1853, vier Monate nach seinem engsten Freund Doppler.
Dr. Peter Maria Schuster