Kreil besuchte 1810-19 das Stiftsgymnasium in Kremsmünster, wo er am dortigen Observatorium bereits bei astronomischen und meteorologischen Beobachtungen von P. B. Schwarzenbrunner mithalf. 1819-27 studierte er an der Universität Wien, zuerst 2 Jahre Jus, dann Mathematik, Physik und Astronomie. 1827 Assistent Littrows an der Wiener Sternwarte, 1831 Anstellung an der Sternwarte der Brera in Mailand, wo er 1836 mit erdmagnetischen Messungen begann. 1838 Adjunkt, 1845 Direktor an der Sternwarte in Prag. Er bemühte sich, die Sternwarte, die in Verfall geraten war, mit Instrumenten, die er aus eigenen Ersparnissen kaufte, wieder auf Stand zu bringen. Obwohl er sein Observatorium nur in einem gewöhnlichen Lokal einrichten konnte, nahm es bereits nach eineinhalb Jahren den ersten Platz nach jenem von Göttingen ein. Seine Beobachtungen trugen ihm von Gauß, Humboldt, Sir J. Herschel u.a. höchste Anerkennung ein. Ihm gebührt das Verdienst, erste magnetische Landesaufnahmen nicht nur in Österreich, sondern auch von Ländern des Balkans, der Türkei und des Gebietes der Adria durchgeführt zu haben. Er erbrachte das Material, auf dessen Grundlage eine Theorie des Erdmagnetismus erstellt werden konnte. In Prag entwickelte er einen Plan für ein meteorologisches Beobachtungsnetz, und da es ihm an Mitarbeitern fehlte, zu Konstruktion von Registriergeräten für den Luftdruck, Temperatur, den Wind, die Feuchtigkeit und den Niederschlag.
Ab 1847 Mitglied der Akademie der Wiss. in Wien. 1851 übernahm er als erster Direktor die Leitung der neu gegründeten Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien. Er wurde gleichzeitig auch zum Prof. für Physik an der Univ. ernannt. Er erhielt dazu die Verpflichtung, „über die Ergebnisse seiner Forschungen Vorträge an der Universität Wien zu halten, soweit es ihm als Direktor des meteorologischen Institutes zunächst obliegenden Verpflichtungen gestatten“. Damit begann eine neue Ära. Kreil wurde der Begründer der großen Tradition der österreichischen Meteorologie und des Erdmagnetismus.
Karl Kreil und Christian Doppler
Kreil war sowohl in der Sitzung der mathematischen Section am 5. Nov. 1840, an der Doppler erstmals teilnahm, zugegen, wie auch an der zweiten am 3.12.1840, an der Doppler kritische Bemerkungen über den Aufsatz von Kulik vorbrachte. An allen weiteren Vorträgen Dopplers nahm Kreil teil, ausgenommen an dem Vortrag, an dem Doppler sein nach ihm später benanntes Prinzip vortrug. Dennoch hat er, so wie Bolzano, dieses Prinzip kompromisslos unterstützt und im „Astronomisch-meteorologisches Jahrbuch für Prag, Dritter Jahrgang 1844. Prag 1843“ in einem Aufsatz: „Dopplers Erklärung des farbigen Lichtes der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne“ sich um akustische Nachweise bemüht. Er zieht die Eisenbahn heran, um große terrestrische Geshwindigkeiten einzuführen und nimmt damit theoretisch bereits die Versuche des holländischen Physikers Buys-Ballot von 1845 vorweg.
In der Zeitschrift „Österreichische Blätter für Literatur und Kunst“ schreibt Kreil 1845 eine ungewöhnlich lobende Würdigung Dopplers mit dem Titel: „Christian Dopplers wissenschaftliche Leistungen“. Ungewöhnlich deshalb, da die Zeitschrift weder davor noch danach das Porträt eines Wissenschaftlers zu Lebzeiten gebracht hat. Er führt aus, „Dopplers Arbeiten sind unverkennbar, und jede derselben hat ihren eigenthümlichen Werth, da sie auf irgend eine, der bisherigen Forschung entgangene Wahrheit aufmerksam machen, und aus ihr durch die scharfsinnigsten, oft ganz überraschende Folgerungen die gemeinnützigsten Anwendungen ableitet“.
Kreil war auch zugegen, als Doppler am 20. Mai 1846 in der Versammlung der „Section für Naturwissenschaften und angewandte Mathematik“, wohl in einer ersten Fassung, eine Arbeit vortrug, die sein Enkel, Adolf Doppler, im Nachlass auffinden wird. Im Protokoll steht: „Herr Doppler sprach in einem freien Vortrag über die Möglichkeit, die absoluten Zustände sowohl, wie die absolute Anzahl der einen festen Körper constituirenden einzelnen Körpermolekel auf experimentellem Wege zu bestimmen“.
Kreil heiratete 1851 Mathilde von Pflügl, die Schwester Hermann von Pflügls. Dieser hatte Mathilde Doppler, die älteste Tochter Christian Dopplers in zweiter Ehe geehelicht. Kreil war somit der Schwager von Dopplers Tochter geworden. Kreil war nach dem Tode Dopplers 1853 Mitvormund der Dopplerschen Kinder, erzieherisch und vielleicht gelegentlich auch materiell behilflich.
Kreil verdanken wir weiters den wichtigen Nachruf auf Doppler in der „Zeitschrift der Gymnasien“. Darin heißt es: „Der berühmte britische Astronom Herschel sendete an Christian Doppler als Zeichen der Anerkennung für die sinnreiche Entdeckung, das seltene und kostbare Werk, das seine astronomischen Beobachtungen auf der Sternwarte am Cap enthält“. Es ist die einzige Information, die wir über diese bemerkenswerte internationale Anerkennung erhalten haben. Das Buch von Sir John Frederick William Herschel trägt den Titel „Results of Astronomical Observations Made at the Cape of Good Hope“ und ist 1847 in London erschienen. Es führt die Entdeckung einer Reihe von Doppelsternen an.
Dr. Peter Maria Schuster, 2017